Wundauflagen: Hilfen bei der Wundheilung | PZ - Pharmazeutische Zeitung

2021-11-29 09:17:37 By : Mr. Kevin Cui

Von Katja Renner / Moderne Wundauflagen decken nicht nur Wunden ab, sie unterstützen auch die Heilung. Je nachdem, ob die Wunde nässend, infiziert oder trocken ist und nicht gut verheilt, stehen unterschiedliche Produkte zur Verfügung.

Der Wundheilungsprozess verläuft in drei Phasen, die sich zeitlich überlappen. Durch die Aktivierung der Gerinnungskaskade mit Hilfe des Gewebefaktors wird die Wunde vorübergehend verschlossen, um weiteren Blutverlust und das Eindringen von Keimen zu verhindern. 

Verbände sollen die Wunde schützen und optimale Bedingungen für die Heilung schaffen. Darüber hinaus kann ein zeitlich begrenzter Patch auch eine enorme psychologische Bedeutung haben.

Diese erste Phase ist die Reinigungs- oder Exsudationsphase, in der durch typische Entzündungsmechanismen Wundexsudat gebildet wird. Zellen des Immunsystems werden in die defekte Geweberegion gespült und beseitigen Zelltrümmer, Fremdkörper und Krankheitserreger. Sie initiieren auch die Reparatur des zerstörten Gewebes.

In der anschließenden Granulations- oder Rekonstruktionsphase werden neue Gefäße und extrazelluläre Matrix gebildet. Schließlich wird dieser neue Gewebeverbund in der Epithelisierungsphase verdichtet. Keratinozyten wandern von den Wundrändern und bilden die neue Epidermis. Oberflächliche Wunden, die nur die ehemalige Epidermis betreffen, heilen ohne Narben. Tiefe Verletzungen brauchen länger, um endgültig zu heilen und führen oft zu einer späteren Narbenbildung an der betroffenen Hautstelle. Es dauert oft mehrere Monate, bis das Narbengewebe verblasst und widerstandsfähig wird.

Bei akuten Wunden, wie Schnitt- oder Schürfwunden, sollten Apotheker grundlegende Informationen zur Pflege und Vorbeugung von Infektionen geben. Bei kontaminierten Wunden sollte immer auf einen Tetanusschutz geachtet werden. Bei Unsicherheit sollte eine Impfung erfolgen. Zur Wundreinigung eignet sich klares Leitungswasser. Anschließend sollte die Wunde mit Povidon-Jod, Polyhexanid oder Octenidin, vorzugsweise als Lösung, desinfiziert werden. Ihre Wirkung ist fungizid und bakterizid gegen gramnegative und grampositive Keime bei insgesamt guter Verträglichkeit. Es ist zu beachten, dass Octenisept® nur für die oberflächliche Anwendung bestimmt ist und nicht tief in das Gewebe eingebracht werden darf. Das Spülen tiefer Wunden mit Octenisept ist laut Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft mit der Gefahr schwerer toxischer Gewebeschäden verbunden.

Nach der Reinigung und Desinfektion wird die Wunde mit einem Erste-Hilfe-Verband versorgt. Es gibt Pflasterrollen zum Abschneiden, fertige Pflasterstreifen und Produkte mit zentralem Wundkissen und wasserfester Trägerfolie zum Schutz vor Feuchtigkeit und Keimen.

Für eine möglichst schnelle und komplikationslose Wundheilung ist es wichtig, optimale Bedingungen zu schaffen: Sauberkeit der Wunde, glatte und eng anliegende Wundränder, gute Durchblutung des Gewebes und ein feuchtes Wundmilieu. Problematisch für den Heilungsprozess ist es, wenn die Wundauflagen mit der Wunde verkleben, so dass bei jedem Verbandswechsel die neue Hautschicht zerstört und die Wunde wieder geöffnet wird. Moderne Wundauflagen sind so konzipiert, dass sie ein feuchtes Wundmilieu gewährleisten und die Wundheilungsphasen unterstützen. Für die Reinigungsphase bedeutet dies, dass die verwendeten Pads ein hohes Potenzial haben müssen, überschüssiges Exsudat mit Geweberesten und Krankheitserregern aufzunehmen. Zudem muss während des Heilungsprozesses weiterhin ein sicherer Infektionsschutz gewährleistet sein.

Zahlreiche Systeme ermöglichen eine gezielte Wundbehandlung. Hydroaktive Wundverbände umfassen Kompressen aus Alginat, Hydrokolloid, Hydrogel, Schaumstoffen, Superabsorbern und semipermeablen Folien.

Alginate sind starke Gelbildner und werden daher bei stark exsudierenden Wunden mit oder ohne Infektion eingesetzt. Sie bilden ein zähflüssiges Gel und haben ein enormes Quell- und Bindevermögen, das die natürliche Wundreinigung automatisch unterstützt. Es gibt viele verschiedene Arten dieser Kompressen, zum Beispiel mit Silberionen mit antibakterieller Wirkung. Die Kompressen werden mit einem zusätzlichen Fixierverband angelegt. Alginate sollten nicht bei Brandwunden oder sehr trockenen und nekrotischen Wunden verwendet werden.

Hydrokolloide bestehen aus einer quellfähigen Schicht aus Pektin, Carboxymethylcellulose oder Gelatine und einer Polyurethanfolie als Trägerschicht. Die Quellschicht nimmt Wundexsudat auf und bildet ein Gel, das sich in der Wunde absetzt. Bilden sich außen sichtbare Blasen, ist ein neuer Verbandwechsel erforderlich, dann ist die Bindefähigkeit erschöpft. Das Gel lässt sich leicht aus der Wunde entfernen. Vor dem Auftragen von Hydrokolloidverbänden auf die Wunde muss diese trocken und fettfrei sein. Hydrokolloidale Verbände sollten nicht bei stark infizierten Wunden verwendet werden. Hydrokolloide können zur Behandlung chronischer Wunden, aber auch leichter oberflächlicher Schnitte, Abschürfungen oder Risse eingesetzt werden.

Die Versorgung chronischer Wunden, wie dem diabetischen Fußsyndrom, gehört in die Hände von Spezialisten.

Hydrogele sind mit einem Wassergehalt von 60 bis 95 Prozent wässriger und eignen sich zur Behandlung trockener Wunden. Es ist in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich: als transparente Kompresse mit oder ohne Fixierrand oder als Gel, das in tiefere Wunden eingelegt werden kann und dort die Aufweichung von abgestorbenem Gewebe bewirkt – sogenanntes autolytisches Debridement. Zur sekundären Abdeckung werden Wundgaze oder saugfähige Pads über dem Gel verwendet. Die transparenten Hydrogelkompressen bestehen aus synthetischen, hydrophilen Polymeren und ermöglichen den Blick auf den Wundzustand. Bei der Verwendung des Gels können Rückstände mit physiologischer Kochsalzlösung entfernt werden. Hydrogele sind nicht geeignet zur Behandlung stark exsudierender oder blutender Wunden und bei hohem Infektionsgrad.

Superabsorber werden hauptsächlich in der Wundreinigung eingesetzt. Polyacrylatpartikel nehmen große Mengen an Exsudat auf und bilden ein großvolumiges Gel, das auch Schmutzpartikel und Krankheitserreger zurückhält. Zusammen mit Spüllösungen sind Superabsorber das Mittel der Wahl bei schlecht heilenden Wunden oder nach Hauttransplantationen.

Hydropolymorphe Schaumkompressen bestehen aus einer semipermeablen Polymerschicht und einer absorbierenden Schaumkomponente aus Polyurethan. Außerdem adsorbieren sie große Mengen Wundflüssigkeit. Durch ihre Wasserdampf- und Sauerstoffdurchlässigkeit garantieren sie ein ideales, feuchtes Wundklima. Diese Kompressen sind mit und ohne Fixierkante erhältlich. Diese Kompressen werden nicht für trockene nekrotische Wunden oder tiefe oder stark infizierte Wunden empfohlen. Semipermeable Wundfolien zählen nicht zu den saugfähigen Wundauflagen. Ihre Funktion besteht darin, die Wunde vor Infektionen und Austrocknung zu schützen. Sie sind nur für Wunden mit wenig Wundflüssigkeit und zur Fixierung anderer Wundsysteme geeignet.

Befeuchten Sie den Verband vor dem Wechseln

In der Granulations- und Epithelisierungsphase steht die Wundruhe in einem optimal feuchten Basenmilieu im Vordergrund. Moderne Wundauflagen können bis zu einer Woche getragen werden. Wenn es Zeit für einen Wechsel ist, sollte der Verband kurz mit Kochsalzlösung oder Ringer-Laktat befeuchtet werden. So kann es schonender entfernt werden. /